Digitale Nächstenliebe

Dokumentation 27. September 2018

Heute war ich in Kassel, ein Vortrag zur Digitalisierung war gefragt. Hier folgen meine Notizen, die erkennen lassen, dass ich dazwischen sehr viel frei ergänzt habe – das verraten darüber hinaus auch die Tweets zum Vortrag. Vielleicht könnt ihr trotzdem etwas damit anfangen:

Vorbemerkungen

  1. Ich habe keine Folien mitgebracht
  2. Ich hoffe, dass nachher trotz Vortrag noch jemand zu meinem Workshop kommt
  3. Ich bin mit keiner Institution so lange persönlich verbunden wie mit der Diakonie. Denn wer in Schwäbisch Hall geboren wird, mal abgesehen von Hausgeburten, wird im „Diak“ geboren, dem einzigen Krankenhaus am Ort.

Das Thema der Tagung

  1. Die Kommunikation der Diakonie im Zeitalter der Digitalisierung ist das Thema dieser Tagung, ich sollte mich damit befassen, was Diakonie im Digitalen bedeuten könnte
  2. doch zuerst: Ich bin 32 Jahre alt, ähnlich alt ist das Internet — diese Konferenz kommt zu spät.
  3. Wie sie merken: Ich bin der Junge Native, der zum meckern eingeladen wurde.
  4. Meine 3 Punktepredigt heute: Digital. Nächste. Liebe.
  5. Was ändert sich am Dienst an den Nächsten, wie ändern sich die Nächsten und was hat all das mit Liebe zu tun?

Was bedeutet Digital [Kurzfassung meiner Thesen in diesem Text]

  1. Sender_in/Empfänger_in wird aufgelöst, alle senden, alle empfangen.
  2. Vielfalt statt Vervielfältigung. Nicht Massen erreichen, sondern Gespräche führen und ermöglichen.
  3. Die Digitalisierung ist kein politisches System, keine Theologie. In und mit ihr lässt es sich nicht leben, dafür braucht es weiterhin Deutung, Ethik, Theologie etc.
  4. Der Shitstorm ist mMn nur eine extreme Ausdrucksformen der Demokratisierung der Meinungen. Menschen, die früher kein Forum hatten, kommen im Diskurs plötzlich vor, mit dieser neuen Öffentlichkeit sind womöglich alle einfach überfordert. Und leider wissen die Hasserfüllten bisher besser, das für Ihre Zwecke zu gebrauchen. Stellen sie sich vor, die Guten gehen nicht wählen (die harte Unterscheidung zwischen gut und böse wurde in der Diskussion im Anschluss zurecht kritisiert).
  5. Kurz: Diakonie im Digitalen ist eher Dienst mit den Nächsten als an.

Wie verändern sich die Nächsten

  1. Digital ist zuerst die Unterteilung in Null und Eins, An und Aus, Pro und Contra
  2. Könnte das etwas mit der gegenwärtigen Polarisierung der Meinungen zu tun haben? Hat der digitale Dualismus etwas mit der Spaltung der Gesellschaft zu tun?
  3. sind deshalb Fragen der Identität aktuell groß, alles rund um Gender, Herkunft, Klasse, Nation, Religion?
  4. Identitäre kapern das Thema. Dabei ist die Identitätspolitik eigentlich eine linke Sache, ein Begriff der Befreiung- und Emanzipationsbewegung. Sie aber nutzen die Identitäten nicht, um Herrschaftsverhältnisse zu überwinden, sondern um sie zu betonieren.
  5. es gibt einen zweiten Bereich, der die Frage nach der Polarisierung widerlegt: Menschen sind bisher auch mit X und Y-Chromosomen ausgekommen. Und auch hier gibt es das Dazwischen: bspw. die Intergeschlechtlichkeit. Das Dazwischen wiederzufinden, groß zu machen, darum könnte es bei digitaler Diakonie gehen. Was ist zwischen 0 und 1?
  6. aus dem Netzwerk wird so auch ein Organismus, das viel bessere weil menschlichere Bild

Liebe

  1. Alle müssen ran!
  2. Empathie reicht nicht. Politisieren, im besten Sinne diakonisch, für Minderheiten, für die Unerhörten, wie es ihre aktuelle Kampagne fordert.
  3. Privat einmischen. Kommunikation nicht den Profis überlassen. Ermutigen und Befähigen Sie ihre Leute mitzumischen, schränken Sie sie nicht unnötig ein. Verabschieden Sie keine Richtlinien, sondern Hilfestellungen. Organisieren Sie die Kommunikation der Nächstenliebe.
  4. Fb-Verbot am Arbeitsplatz? Wie kann ein sozial interagierendes Unternehmen seinen Mitarbeiter_innen verbieten sozial zu interagieren? Rebellion! Mit der Hilfe der 500.000 Mitarbeiter_innen der Diakonie ließe sich der Diskurs retten.
  5. wir müssen die Liebe organisieren, wie es Kübra Gümüşay so treffend auf der re:publica gesagt hat, weil der Hass schon organisiert ist. Hoffnung verbreiten. Ein Laib, viele Glieder, wenn eins leidet, leiden alle mit.
  6. Und viele dieser Glieder können sich schon lange nicht mehr aussuchen, ob sie dagegen halten. Weil sie bspw. aufgrund ihrer Hautfarbe rassifiziert, ihres Geschlechts wegen sexistisch benachteiligt, aufgrund ihrer Religion verfolgt werden etc. Sie haben keine Wahl. Meine Option ist es, für sie Partei zu ergreifen, ihre Rechte und Menschlichkeit zu verteidigen, damit sie nicht alleine damit bleiben.

Kommentar 1

  1. David sagte am 29. September 2018

    Danke dafür, Hannes! Viele schöne Stichworte dabei.
    Ich wär gern selber dabei gewesen, durfte aber nicht. :-/
    Grüße nach Börlin.

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